Uns allen ist Whisky bekannt als globalisiertes Konsumprodukt, das vorwiegend mit Schottland in Verbindung gebracht wird und dem das Flair der exklusiven Spirituose für Kenner und Genussmenschen anhaftet. Die vorliegende Masterarbeit, die von Prof. Dr. Michaela Pelican betreut wurde, untersucht genau diese Vorstellungen und deren soziale Produktion, wobei die Perspektive von in Deutschland lebenden Konsumenten im Mittelpunkt steht. Dabei legt Frau Schiefer besonderes Augenmerk auf zwei Aspekte: Whiskykonsum als multisensorisches Erlebnis und als gemeinschafts- und identitätsstiftende Aktion.
Für ihre Untersuchung der Whiskykonsumgemeinschaft und -kultur in Deutschland führte Frau Schiefer eine empirische Forschung in Deutschland und in Schottland durch. Die Arbeit zeichnet sich dabei durch eine innovative Fragestellung und vielfältige Methodik aus, sowie durch die sorgfältige und erkenntnisreiche Analyse des reichhaltigen Forschungsmaterials.
Im Zentrum der Arbeit stehen folgende Fragen: Was macht den Reiz des Whiskykonsums aus? Wie greift die Selbstidentifikation über den Konsum? Welche kulturelle Bedeutung kommt dem Whiskykonsum für Konsumenten und Produzenten zu? Frau Schiefer argumentiert, dass die Faszination des Whiskys nicht alleine aus einer diskursiven Perspektive heraus verständlich ist, sondern einer multisensorischen Analyse bedarf, da alle fünf Sinne durch den Konsum von Whisky mobilisiert und angesprochen werden. Des Weiteren zeigt sie, dass die Whiskykonsum-Kultur durch die Betonung von Subjektivität, Individualismus und Tradition sowie durch das gehobene Preissegment ein bestimmtes Publikum anspricht, das sich als Genussmenschen versteht und sich von gängigen Formen des Alkoholkonsums und anderen Gesellschaftsschichten abgrenzt. Schließlich belegt die Studie von Frau Schiefer, dass der globalisierte Whiskykonsums mit der Verbreitung stereotyper Vorstellungen von Schottland einhergeht und schottische Destillerien zunehmend von internationalen Großkonzernen aufgekauft werden. Beides wird von den in der Whiskyproduktion arbeitenden Personen akzeptiert, da sie die steigende globale Nachfrage nach schottischem Whisky als Stärkung des Industriezweigs und der nationalen Identität Schottlands erfahren.
Indem Frau Schiefer in ihrer Untersuchung der sinnlichen Erfahrung und gesellschaftlichen Bedeutung des Whiskykonsums beispielhaft theoretische und methodische Zugänge verbindet, leistet sie einen wichtigen Beitrag zur sensorischen Ethnographie sowie zur Tourismusethnologie.
Schiefer, Tabea : Whiskykonsum als mulitsensorisches und identitätsstiftendes Erlebnis. Ergebnisse einer empirischen Untersuchung in Deutschland und in Schottland